Pressemitteilung
Genetische Vielfalt besser überwachen hilft, Biodiversität zu schützen

frisch gefallener Schnee auf neu ausgetriebenem hellgrünem Laub von Buchen im Wald

Spätfröste, Wintereinbrüche aber auch extrem warme und trockene Frühjahrstemperaturen während der sensiblen Austriebsphase wirken sich auf die Vitalität der Bäume aus. (Quelle: Darius Kavaliauskas)

Die genetische Vielfalt ist einer der Schlüssel, damit Arten sich anpassen und überleben können. Sie wird bislang nur unzureichend überwacht.

Forschende des AWG beteiligten sich an einer internationalen Studie zur Überwachung der genetischen Vielfalt und Biodiversität in Europa. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Zeitschrift Nature Ecology & Evolution veröffentlicht und zeigen, dass entsprechende Bemühungen in Europa unvollständig sind und ergänzt werden müssen.

Genetisches Monitoring am AWG

Der Klimawandel hat großen Einfluss auf das Blüh- und Austriebsverhalten von Bäumen und damit auf die Weitergabe von Genen. Deshalb bemüht sich das AWG seit etwa 20 Jahren um das deutschlandweite genetische Monitoring bei Waldbäumen. „Leider ist die Finanzierung dieser langfristigen Untersuchungen immer noch nicht gesichert“, erklärt AWG-Sachgebietsleiterin Dr. Barbara Fussi, Mitautorin der Studie.

Bisher beteiligte sich das AWG am europäischen Projekt Lifegenmon und koordinierte das deutschlandweite Projekt GenMon. Darüber hinaus wird das genetische Monitoring in ausgewählten Beständen laufend fortgeführt.

Foto: Austrieb der Rotbuche (Quelle D. Kavaliauskas)
Bäume blühen und treiben nach bestimmten Licht- und Wärmekriterien im Frühjahr aus, was genetisch bedingt ist. Vom Austriebs- und Blühverhalten der Bäume im geänderten Klima hängt es ab, ob sie gut wachsen und ausreichend Früchte tragen.

Internationale Studie zum genetischen Monitoring

In der Studie erfassten 52 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die 60 Universitäten und Forschungsinstitute aus 31 Ländern vertreten, alle Monitoringprogramme in Europa, bei denen langfristig und wiederholt die genetische Vielfalt erhoben wird. Vor
allem in Südosteuropa sind größere Anstrengungen nötig. Auch werden in Europa bestimmte Baumarten nicht ausreichend berücksichtigt. Sie erbringen jedoch erhebliche Ökosystemdienstleistungen für den Menschen, wie z.B. die Rotbuche oder die Esskastanie, deren Bestände Wasser reinigen, Klima regulieren und Bodenerosion verhindern.

Genetische Vielfalt ist Voraussetzung für Anpassung

Peter Pearman, Hauptautor der Studie und Professor an der Universität des Baskenlandes: „Ohne ein besseres Monitoring der genetischen Vielfalt in Europa laufen wir Gefahr, für die Zukunft wichtige genetische Varianten zu verlieren, da wir sie bisher nicht kennen“.

Die genetische Vielfalt ist eine Voraussetzung dafür, dass sich Pflanzen und Tiere anpassen können, wenn sich die Umwelt verändert. Ansonsten droht das lokale Aussterben der Art. Die globale Erwärmung übt großen Druck auf viele Arten in Europa aus.

Durch ein intensiveres Monitoring könnten Gebiete und die entsprechenden Lebensräume identifiziert werden, in denen die genetische Vielfalt besonders geschützt werden muss und kann.

Kontakt

Dr. Barbara Fussi
Sachgebietsleiterin "Angewandte Forstgenetische Forschung"
Tel.: 08666 9883-0
E-Mail: barbara.fussi@awg.bayern.de

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