Mut zur Esche aus forstgenetischer Sicht

In Reihen gepflanzte dünne Bäume mit grünem Laub stehen auf einer Waldwiese

Eschen auf einer Versuchsfläche bei Grabenstätt (Foto: AWG)

Um die ökologisch wichtige heimische Baumart Esche langfristig zu erhalten, ist es notwendig, widerstandsfähige Eschen zu erhalten und zu vermehren. Wissenschaftliche Studien in Europa und Bayern zeigen, dass eine Widerstandsfähigkeit bei bestimmten Eschen vorhanden ist und diese neben guter Vitalität auch gutes Wachstum zeigen.



Grundlage der Widerstandsfähigkeit

Die Grundlage der Widerstandsfähigkeit ist komplex. Sie beruht auf einer Vielzahl von Mechanismen und Genen (polygenes Merkmal).

Es ist von keiner absoluten Resistenz der Esche gegenüber dem Eschentriebsterben auszugehen. Auf molekularer Ebene zeigen die Eschen eine sehr individuelle Reaktion auf eine Infektion (genotypen-spezifische Stressreaktion). Zum Beispiel können widerstandsfähige Eschen dabei schneller auf den Pilz reagieren, als anfällige (Chano et al. 2024). Auch eine phänologische Vermeidungsreaktion könnte zu einer geringeren Krankheitsausprägung führen (Doonan et al. 2025).

Für die Krankheitsanfälligkeit sind u.a. Mutationen (SNPs) in Genen verantwortlich, die mit der Stresstoleranz und Phänologie in Verbindung stehen (Doonan et al. 2025; Stocks et al. 2019).

Vererbbarkeit der Widerstandsfähigkeit

Die gezielte Selektion von widerstandsfähigeren Eschen und der Aufbau von Samenplantagen erhöht die Widerstandsfähigkeit der Nachkommen.

In weiteren wissenschaftlichen Studien wurde festgestellt, dass die Widerstandsfähigkeit zwischen 10 % bis 60 % genetisch fixiert ist (McKinney et al. 2011; Stener 2018; Enderle et al. 2015; Seidel et al. 2025). Der restliche Anteil wird von der Umwelt bestimmt. Diese genetisch festgelegte Widerstandsfähigkeit wird in einem relativ hohen Ausmaß (40 bis 50 %) von den Alteschen auf ihre Nachkommen übertragen (Kjær et al. 2012; Lobo et al. 2014; Pliūra et al. 2011; Muñoz et al. 2016; Seidel et al. 2025).

Daher ist es wichtig, dass möglichst viel Naturverjüngung als breite Basis für die natürliche Auslese zur Verfügung steht.

Anteil widerstandsfähiger Individuen

Der Erhalt von widerstandsfähigeren Mutterbäumen und die Förderung der Naturverjüngung bringen weniger anfällige Eschen hervor und tragen zum Erhalt der genetischen Vielfalt als Schlüssel der Anpassungsfähigkeit bei.

In allen von uns untersuchten Familien (Nachkommenschaften) treten Individuen mit hoher Widerstandsfähigkeit auf (Seidel et al. 2025). Einige Individuen zeigen nach einem Befall sogar eine Erholung auf.

Etwa 10 % der untersuchten Individuen haben eine hohe Widerstandsfähigkeit bei gleichzeitig gutem Wachstum.

Vermehrung der Esche

  • Für den Wald: Samen, Stecklinge, Gesunde Wildlinge ausgaben und verpflanzen
  • für Klonarchive: Stecklinge, Air Layering (Amoosen), Pfropfen

Wiedereinbringung

  • Praxisanbauversuche auf begrenzter, gezäunter Fläche auf unterschiedlichen Standorten in Bayern mit widerstandfähigerem Pflanzmaterial (Samen, Sämlinge, Stecklinge)
Schädlinge wie Hallimasch und Asiatischer Eschenprachtkäfer sind hier nicht berücksichtigt.

Weitere Informationen

15 Jahre genetische Forschung zur Esche am AWG: Genetische Vielfalt, Vernetzung und Sicherung der Esche (Seite 53 - 87) und Eschen aus einer Langzeitbeobachtungsfläche zeigen Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Eschentriebsterben (Seite 69 - 87)

Literatur