Die zentrale Aufgabe der Forstwirtschaft in Deutschland ist aktuell der Aufbau genetisch vielfältiger, mehrschichtig strukturierter, stabiler Wälder mit zukunftsangepassten Baumarten. Zur Aufrechterhaltung der Waldfunktionen, insbesondere auch der langfristigen Verfügbarkeit des Rohstoffes Holz, besteht ein hohes Interesse an Alternativbaumarten.
Reife Fruchtstände der Orientbuche mit spatelig verbreiterten Schuppen. Foto C. Belz
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms „Nachhaltige Erneuerbare Ressourcen“ (FPNR) finanziert.
Neben bereits etablierten nicht heimischen Baumarten wie Douglasie, Küstentanne, Japanlärche oder Roteiche, deren Herkunftseignung bereits intensiv getestet wurde, rücken zunehmend auch andere Arten in den Fokus. Zu diesen zählt die Orientbuche (Fagus orientalis Lipsky), die mit einer höheren Trockentoleranz als die verwandte Rotbuche (Fagus sylvatica L.) bei sonst vergleichbaren Eigenschaften (Standortansprüche, Schattentoleranz, Holzverwendung) besticht.
Sie hat ein großes Potenzial zur nachhaltigen Sicherung aller Waldfunktionen und könnte die Rotbuche auf trockeneren Standorten ersetzen. Erst kürzlich angelegte Anbautests bescheinigen ihr selbst auf trockeneren Standorten sowie während der Extremjahre 2018 - 2020 sehr hohe Überlebensraten und eine gute Wuchsleistung (Frischbier et al., 2021; Frischbier et al., 2019).
Allerdings, so die Lehre aus der Vergangenheit, müssen die adaptiven Eigenschaften und das Wuchsverhalten von Herkünften unterschiedlichen Ursprungs untersucht werden, bevor sie der waldbaulichen Praxis empfohlen werden können.
Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Forstliche Genressourcen und Forstsaatgutrecht" (BLAG-FGR) hat die Orientbuche als unmittelbar zu berücksichtigende Baumart (Priorität 1) mit deutschlandweitem Ersatzpotential für die Rotbuche eingestuft.
Dr. Muhidin Seho
Bayerisches Amt für Waldgenetik
Forstamtsplatz 1, 83317 Teisendorf
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