Projekt
sensFORclim - Klimasensitivität von Forstgenressourcen in Deutschland

Die Reaktion von Erntebeständen auf Klimaextreme ist bisher kaum untersucht worden. Bis heute sind in Deutschland die Standortseigenschaften der Erntebestände im Hinblick auf klimarelevante bodenphysikalische Parameter meist unbekannt. In der Forstpraxis werden jedoch gerade besonders tolerante Herkünfte diskutiert und nachgefragt.
Im Rahmen des Projekts wird untersucht, ob es unter den heimischen Herkünften besonders klimatolerante Lokalanpassungen gibt.


(Grafik aus: Fady et al. (2016): Evolution-based approach needed for the conservation and silviculture of peripheral forest tree populations.)

sensFORclim_Grafik

Förderung

DasVerbundvorhaben wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Projektträger für das BMEL ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR). Finanziert aus dem Sondervermögen "Energie- und Klimafonds" im Rahmen der Förderrichtlinie Waldklimafonds (WKF).

Förderkennzeichen: 2218WK14A4

Laufzeit

01.03.2020 - 30.11.2023

Projektziele

Ziel des Projekts ist die Identifizierung klimatoleranter Saatguterntebestände von Fichte, Buche und Tanne und Vermehrungsgut dieser Baumarten für die Praxis verfügbar zu machen. Hierzu werden Saatguterntebestände in den Bundesländern Sachsen, Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern durch eine Kombination von ökologischen Nischenmodellen mit Methoden der Resillienzforschung sowie der Populationsgenetik untersucht.

Vorgehensweise

Traditionell stehen bei Herkunftsversuchen Anwuchs, Wachstum und Qualität bewährter Herkünfte im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Fokus vieler älterer Herkunftsversuche war auf die Ertragsleistung ausgerichtet. Die Anpassungsfähigkeit sowie besonders trockene Standortsbereiche standen dabei nicht im Vordergrund.

Entlang des ökologischen Gradienten von feucht-kaltem zu warm-trockenem Klima finden aber entscheidende demografische und genetische Prozesse statt (Grafik).

Im Projekt werden rund 3.000 Saatguterntebestände in Süd- und Südostdeutschland mithilfe von Nischenmodellen entlang dieses ökologischen Gradienten gereiht und stratifiziert.
Damit wird eine weite ökologische Klima-Amplitude abgedeckt, die vom kalt-kontinentalen Klima (Sachsen, Thüringen) über das gemäßigt-subozeanische Mittelgebirgsklima (Bayern) bis hin zum warm-submediterranen Klima (Kaiserstuhl, Baden-Württemberg) reicht. Diese Regionen sind nicht nur repräsentativ für weite Teile Deutschlands, die Heterogenität in den Umweltbedingungen bietet auch die Möglichkeit zur Ausbildung zahlreicher interessanter Lokalanpassungen.

Aus diesen Erntebeständen werden nach standörtlichen Kriterien 36 Bestände ausgewählt und mittels Methoden der Resilienzforschung (z. B. Dendroökologie) sowie mittels ökophysiologischer Methoden untersucht. Durch die interdisziplinäre Arbeitsweise werden die unterschiedlichsten phänotypischen und genetischen Merkmale und die Reaktionsnormen innerhalb der untersuchten heimischen Hauptbaumarten in Bezug auf relevante klimatische und bodenkundliche Faktoren erfasst.

Erkenntnisse für die Praxis

Die im Projekt verwendeten Methoden haben sich bereits in der Vergangenheit bewährt. Innovativ ist die Kombination der verschiedenen Disziplinen und Methoden wie

  • Forstgenetik
  • Standortskunde
  • Modellierung
  • waldwachstumskundliche Resillienzforschung
  • physiologische Studien an Alt- und Jungpflanzen

Durch die Synthese interdisziplinärer Erkenntnisse können Aussagen über die grundsätzliche Eignung von Erntebeständen für die Saatguterzeugung getroffen sowie Grundlagen für die Neuzulassung von Erntebeständen bereitgestellt werden, um künftig gezielt Verjüngungspflanzen ausgewählter Herkünfte heranziehen zu können.

Der Effekt des Klimawandels auf die klimatische Plastizität von klimatolerantem Vermehrgut kann dann in speziellen, mit diesen Pflanzen langfristig angelegten Klimawandel-Anpassungs-Feldversuchen (»climate change adaption trials«) untersucht werden. Durch die Anlage solcher Versuchsserien zum Beispiel in Südeuropa kann dem noch bevorstehenden Klimawandel vorgegriffen und das Potenzial von vermutlich an Trockenheit angepassten Herkünften präziser eingeschätzt werden.

Kooperationspartner

  • Bayerisches Amt für Waldgenetik (AWG)
  • Technische Universität München (TU)
  • Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS)
  • Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA)
  • Thüringen Forst, Forstliches Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK)

Weitere Informationen

Projektverantwortlich am AWG
Dr. Muhidin Seho
Tel.: +49 (0) 8666 9883-53

Projektmitarbeiter
Dr. Karl-Heinz Mellert
Mobil: + 49 (0) 173 8927599

Projektmitarbeiter
Yves-Daniel Hoffmann
Tel.: +49 (0) 8666 9883-51