Pressemitteilung
Klimaplastische Eichenarten in Trockengebieten Frankens

Der Wald in Bayern kann sich wegen der Geschwindigkeit des Klimawandels nicht rechtzeitig an die höheren Temperaturen und geringeren Niederschläge anpassen. Waldbesitzer brauchen deshalb dringend alternative Baumarten, um Waldbestände widerstandsfähiger gegen diese klimatischen Veränderungen zu machen.

Viele kleine Eichenpflanzen auf einem Beet

Eichen-Anzucht im Pflanzgarten Laufen, Versuchsbeete im Juni 2023 (Foto R. Stüwe)

Flaumeiche, Ungarische Eiche und Zerreiche

Das Bayerische Amt für Waldgenetik (AWG) hat deshalb im Projekt „Bewertung der Anbaueignung von Herkünften der drei mediterranen Eichenarten Flaumeiche, Ungarische Eiche und Zerreiche in Süddeutschland“ geeignete Vorkommen gesucht und beerntet. Die nachgezogenen Pflanzen werden dieses Frühjahr auf Testflächen in Bayern und Baden-Württemberg ausgebracht.

Alle drei Eichenarten sind gut an anhaltende Sommerdürreperioden angepasst. Abgesehen von kleinen Reliktbeständen der Flaumeiche kommen diese trockentoleranten, mediterranen Eichen-arten in Deutschland nicht natürlich vor, weshalb es keine forstlichen Erfahrungen gibt.

Seit Herbst 2021 waren Mitarbeiter des AWG mit umfangreichen Erkundungen und Reisen beschäftigt, um potenzielle Saatguterntebestände in Frankreich, der Schweiz, Italien, Rumänien, Serbien, Bulgarien, Ungarn und Griechenland zu identifizieren. 600 kg Eichen-Saatgut wurde in unterschiedlichen Regionen Europas kontrolliert eingesammelt und im AWG-Versuchsgarten ausgesät. Jetzt sehen 35.000 Pflanzen für die Auspflanzung zur Verfügung.

längliche braune Eicheln liegen in einer Hand

Zerreiche aus Rumänien

große rundliche Eicheln liegen in einer Hand

Zerreiche aus Italien

Eichenblatt, Hütchen und längliche braune Eicheln liegen in einer Hand

Flaumeiche aus Rumänien

grünbraune Eicheln sind zu dritt an einem Eichenzweig

Flaumeiche aus Griechenland

Herbstlaub auf dem Boden einer Ungarischen Eiche

Ungarische Eiche Bulgarien

Geeignete Herkünfte sind entscheidend

Hauptziel des Projektes ist die Anlage von wissenschaftlich auswertbaren Herkunftsversuchen. In diesen Versuchen wird das Wuchsverhalten der Arten unter unseren Klimabedingungen untersucht. Da Arten aus wärmeren Regionen besonders früh austreiben, besteht für sie ein sehr hohes Risiko, von im Frühjahr auftretenden Spätfrösten stark beschädigt zu werden. Innerhalb einer Art bestehen wegen über lange Zeiträume erfolgter Anpassungsprozesse erhebliche, regionale und genetisch nachweisbare Herkunftsunterschiede.

Entscheidend für einen erfolgreichen künftigen Anbau dieser Eichen in Franken ist neben der standörtlichen Eignung vor allem die passende Herkunft. Herkunftsversuche sind daher Basis für die baumartenspezifischen Herkunfts- und Verwendungsempfehlungen, die das AWG herausgibt. Sie sind Grundlage für die Waldbesitzerberatung der Bayerischen Forstverwaltung.

Versuchsflächenanlage in Bayern und Baden-Württemberg

Im Projekt werden auf bayerischen Standorten in Alzenau, Werneck, Hohnhausen und im Dürnbucher Forst sowie auf einer Fläche in Baden-Württemberg im Frühjahr 2024 jeweils etwa 1 ha große Versuchspflanzungen angelegt.

Am Standort des Universitätsforstbetriebs Sailershausen kommen 20 verschiedene Herkünfte der drei Trockeneichen zur Auspflanzung. Heimische Stiel- und Traubeneichen werden zu Vergleichszwecken zusätzlich angebaut. Neben dem ortsnah etablierten Herkunftsversuch sind hier zusätzliche waldbauliche Testflächen auf einer Fläche von 3 ha vorgesehen. Diese Pflanzungen werden von der Technischen Universität München betreut. Die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) kooperiert im Projekt mit der Aufstellung einer Klimastation. Wachstumseigenschaften der Bäume können auf diese Weise mit den ortsnah gewonnenen Niederschlags- und Temperaturdaten verknüpft werden.

Der Universitätsforstbetrieb der Universität Würzburg hat mit der Bereitstellung der Versuchsfläche Sailershausen eine wichtige Weichenstellung vollzogen. Studenten werden diese Modellfläche künftig für Auswertungen nutzen.

Im bayerischen Brennpunkt klimawandelbedingter Trockenheit Unterfrankens wird die Fläche nicht nur für die Forstbetriebe der Region wichtige praxisbezogene Informationen liefern. Herausforderung für die kommenden Jahre wird die Frühjahrstrockenheit sein. Um Ausfälle in der Anwuchsphase zu verringern, kann daher eine stationäre Bewässerung notwendig werden.

Das AWG Teisendorf dankt dem scheidenden Leiter des Forstbetriebs, Herrn Hans Stark, für seine zukunftsorientierte Unterstützung.

Weitere Informationen

Ansprechpartner
Randolf Schirmer
E-Mail: randolf.schirmer@awg.bayern.de